Was meinen Sie, wenn Sie „mhm“ sagen?

Sagt eine Frau „mhm“, bedeutet es ganz etwas anderes, als wenn ein Mann „mhm“ sagt. Was sind die Unterschiede?

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Welches sind die einfachsten Berufe der Welt? Film-Regisseur und Psychotherapeut. Als Regisseur brauchen Sie nur drei Wörter für Ihre Arbeit: „Und action“ wenn’s losgeht sowie „cut“ am Ende. Psychotherapeuten haben’s noch einfacher: Die kommen mit „mhm“ aus. Dieses „mhm“ streuen sie immer mal wieder ein, damit der Patient merkt, daß der Therapeut noch wach ist.Wir Normalsterbliche brauchen zum Geldverdienen einen größeren Wortschatz. Doch „mhm“ haben wir auch im Repertoire. Und da wird es spannend, denn Frauen meinen mit „mhm“ etwas ganz anderes als Männer. Die Folgen: Mißverständnisse, Knatsch, weniger Sex.Das „Mhm“ einer Frau zielt auf die Beziehungsebene eines Gesprächs, das „Mhm“ eines Mannes dagegen auf die Sachebene. Sagt eine Frau „mhm“, meint sie damit: „Du hast meine Aufmerksamkeit; ich hör dir zu; sprich weiter“. Also keinerlei Eingehen auf den Inhalt des Gesagten.Sagt ein Mann „mhm“, demonstriert er damit seine inhaltliche Zustimmung zum Gehörten. Hört er einer Frau konzentriert zu, stimmt aber inhaltlich nicht mit ihr überein, hört sie kein einziges „mhm“ von ihm. Sie folgert daraus – gemäß ihrer eigenen „Mhm“-Logik – den Frau-Mann-Klassiker: „Du hörst mir nicht zu!Der umgekehrte Fall erzeugt ebenfalls Unmut: Der Mann erzählt, sie hört zu und läßt dabei ein „mhm“ aufs andere folgen. Er glaubt deshalb, daß sie ihm inhaltlich voll und ganz zustimmt – sonst würde sie ja nicht ständig „mhm“ machen. Zeigt sich im weiteren Verlauf des Gesprächs, daß sie ganz anderer Meinung ist, fühlt er sich verschaukelt und denkt sich: „Typisch Frau, erst hü dann hott, kein klarer Standpunkt“.Diese klugen Erkenntnisse verdanken wir der Sprachwissenschaftlerin Deborah Tannen und ihrem Buch Das hab’ ich nicht gesagt! – Kommunikationsprobleme im Alltag. Wundern Sie sich nicht, wenn Sie beim Lesen ständig „mhm“ machen.

30. Oktober 2022